Sebastian Ullrich, Donaukurier, 29.06.2009
Eichstätt (DK) (…) Was aber die Qualität des aus jenem Örtchen stammenden Amadeus-Chors unter der Leitung von Nicol Matt angeht, so fragt man sich nach dem Konzert fassungslos: Wie machst du das nur, Neuendettelsau?
Ausgezeichnet ist die Ausgewogenheit der Stimmgruppen, die perfekte Intonation, die klare Artikulation und die brillante technische Ausführung in jeder Hinsicht. Und hervorragend zusammengestellt ist das Programm voller abwechslungs- und facettenreicher Chormusik. (…)
Mit dem “Ave Maria” von Jaakko Mäntyjärvi (geb. 1963) beginnt das Konzert (…) Zu tiefen Vokalisen der Männerstimmen sprechen die (…) Frauen halb flüsternd, halb zischend in einem lebendigen “Chaos” den Text. So kommt aus der Vermischung von halb noch gesprochenem Text und zunächst bloß gesummter Melodie die Verbindung zum Chorstück nachgerade urwüchsig zu Stande (…). Während sich in dieser Entortung des Wortes und der Streuung des Klangs bei klarer räumlicher Gliederung die Musik erhebt, stellt sich die zweite Nummer, ein in vollen Jazz-Harmonien tönendes “Ave Maria” von Javier Busto (geb. 1949) im Kontrast ganz traditionell ein in unverstellter Klarheit des Klangs. Noch einmal greift das dritte Stück, “Ave Maris Stella” von Trond Kverno (1945–2007) klangliche Möglichkeiten auf, die sich im Wechselspiel zwischen Männer- und Frauenstimmen ergeben. (…) Und dann: Sergej Rachmaninow, “Bogoroditse Devo”; und so erschließt sich der erste Programmabschnitt als eine Reise – zunehmend harmonisch weicher, gefälliger – zurück in die Romantik. Vielleicht unüblich in Kirchenkonzerten, ganz besonders in Eichstätt, aber absolut verdient: spontaner Applaus schon jetzt! (…)
Auch der zweite Chorteil ist in ähnlicher Weise wohldurchdacht, hier zeigen sich ausgehend von Henry Purcells strömendem Klang Kontraste in der Behandlung der Harmonie bei Schanderl, Rutter und Mendelssohn-Bartholdy. (…) Das “Benedictio” von Urmas Sisask (geb. 1960), das stark von der Minimal Music” beeinflusst ist und Melodie und Harmonie zugunsten einer lebendigen Rhythmik in den Hintergrund treten lässt. Das Publikum überklatscht einfach das im Anschluss an die Eichstätter Domkonzerte übliche Glockengeläut. Ohne Zugabe darf der Amadeus-Chor nämlich nicht zurück nach Neuendettelsau.